Zufallstreffer: Severin Tschiesche hat auf seiner Pferdekoppel in Otterfing kleine historische Schätze ausgegraben. Eigentlich hatte er Hufeisen gesucht.

Otterfing – Da staunte Severin Tschiesche nicht schlecht: Was er da an einem sonnigen Vormittag mitten auf der Pferdekoppel gefunden hatte, war eine sogenanntes Weimarer 10 Rentenpfennig- Münze von 1924 und eine ovale, metallene Plakette mit der Aufschrift „Reichsamt für Wetterdienst Berlin“. Dabei wollte der Juniorchef (33) der Reitsportanlage Otterfing, der gerade die Winterkoppeln für die rund 60 hier untergebrachten Pferde herrichtete, eigentlich nur alte Hufeisen finden. Weniger aus Sammelleidenschaft denn zur Schadensbegrenzung, wie er lächelnd erklärt. „Den Bereich, den ich hier mit einem Metalldetektor absuche, ist verhältnismäßig feucht – und die Pferde, die hier im Winter stehen, verlieren dann schon mal das ein oder andere Eisen im Wintermatsch“, erklärt Tschiesche. Manches Hufeisen verschwindet so erstmal im aufgewühlten Erdreich. Wird die Koppel dann aber ein Jahr wieder genutzt, kann es leicht passieren, dass die alten Eisen wieder an die Oberfläche getrampelt werden. „Die Pferde treten dann darauf und können sich verletzen.“ Da hilft nur eines: Eisen im Boden suchen.

Also hat er vor gut einem Monat damit angefangen, ein rund 2000 Quadratmeter großes Koppel-Areal akribisch abzusuchen. Mittels Pylonen legte er dafür eine Art drei Meter Gasse quer über die Weide an, die nach und nach versetzt wurde. Meter für Meter ging er mit dem Metalldetektor übers Gras. „Eine wenig aufregende Tätigkeit.“ Schlug der Metallsucher Alarm, fing Tschiesche an zu graben – so förderte er bislang ein gutes Dutzend verrosteter, verbogener Hufeisen zu Tage.

Und irgendwann hielt er eben auch die Reichs- Relikte in der Hand. „Bei eBay wird so eine Münze ab zehn Euro gehandelt, je nach Zustand“, hat er recheriert. Diese Münzen wurden damals aus dem „nordischen Gold“, einer speziellen Messinglegierung hergestellt. Die heutigen Cent-Münzen bestehen übrigens aus dem gleichen Material. Die Wetterdienst-Plakette muss indes mindestens zehn Jahre jünger sein, da das Reichsamt für Wetterdienst erst 1934 gegründet wurde. Laut telefonischer Auskunft vom Bundesarchiv, Abteilung Militär in Freiburg, handelt es sich wohl um die Erkennungsmarke eines Soldaten, der entweder hier gefallen ist oder die Plakette verloren hat. Ein paar Tage später hat Tschiesche übrigens noch einen kleinen Schatz gefunden: Eine Münze aus dem Kaiserreich 1876.

VON VOLKER CAMEHN

Quelle: merkur.de